Was lernen wir aus der Pandemie? Zehn Anregungen
Die wichtigste Erkenntnis zuerst: Nach der Pandemie ist vor der Pandemie. SARS-CoV-2 wird nicht das letzte Virus gewesen sein, mit dem sich die Menschheit auseinandersetzen muss.
Erfahrungen aus der Covid-19-Pandemie sollten uns Leitlinien für die Vorbereitung geben.
Technologieoffenheit schaffen
Den Durchbruch bei der Bekämpfung der Pandemie haben neue, lange umstrittene, wissenschaftliche Verfahren ermöglicht. Ohne Gentechnik hätten wir bis heute keinen einzigen Impfstoff! Wir sollten daher auch bei uns in Deutschland neuen Technologien gegenüber offener sein als wir das in der Vergangenheit waren.
Kommunikation verbessern
Wissenschaftler, insbesondere Virologen und Epidemiologen, sind in die Öffentlichkeit gegangen. Diese offensive Form der Kommunikation sollten wir auch in vielen anderen wissenschaftlichen Feldern beherzigen.
Forschung, Entwicklung und Produktion als Ganzes sehen
Eine Innovation wird erst dann zu einer Innovation, wenn sie die Menschen auch erreicht. Erst die direkte und unmittelbare Umsetzung von Forschungsergebnissen in Produktionskapazitäten machte es möglich, innerhalb kürzester Zeit Milliarden von Impfstoffdosen zu produzieren.
Zusammenarbeit und Kooperation fördern
Die Zusammenarbeit zwischen akademischer Wissenschaft, Industrie, Politik und Behörden war ebenfalls exzellent. Zusammenarbeit, Transparenz, Offenheit und auch Kommunikation als konzertierte Aktivitäten sind die Schlüssel auch in der Forschung und Entwicklung normaler Arzneimittel.
Forschungslandschaft stärken
Der wissenschaftliche Durchbruch bei den mRNA-Impfstoffen kam aus Deutschland. Aber wir laufen Gefahr, dieses Weltniveau zu verlieren.
Neue (alte) Forschungsfelder
Wir benötigen mehr Infektionsforschung, die vor allem von großen Firmen stiefmütterlich behandelt wurde. Hierzu zählt nicht nur der Bereich der Antibiotika incl. deren Resistenzproblematik, sondern auch die Forschung an viralen und parasitären Infektionserkrankungen und die nachfolgende Entwicklung wirksamer Arzneimittel.
Public-Private-Partnerships (PPP)
Grundlagenforschung muss nicht unbedingt in den großen Pharmafirmen passieren, sondern kann durchaus auch im akademischen Umfeld oder in KMU oder Start-ups erfolgen. Die hier reichlich vorhandenen innovativen Ideen müssen aber in Produkte überführt werden, durch PPP.
Patentschutz erhalten
Diskussionen über ein Aufheben zogen sich quer durch alle Gesellschaftsschichten und Länder. Deutschland und die EU haben sich der Forderung nicht angeschlossen – zu Recht! Patente verhindern nicht Innovationen, sondern treiben sie an! Ein Aussetzen des Patentschutzes würde einen Dammbruch darstellen.
Digitalisierung
Die mangelhafte digitale Infrastruktur war ein weiteres Problem bei uns: Angefangen von Faxgeräten in Gesundheitsämtern bis hin zum Fehlen vernünftiger Apps zur Nachverfolgung von Infektionsketten.
One Health
Die Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, dass es nur eine Gesundheit gibt: Verschiedene Disziplinen wie Tiermedizin, Humanmedizin, Klimaforschung, Biodiversität, ja sogar Migrationsforschung und globale Handelsketten können nicht länger getrennt, sondern müssen integrativ betrachtet und verzahnt behandelt werden.
Fazit
Es gibt viel zu lernen aus der Pandemie. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass wir Menschen nur ein kleiner Teil von komplexen biologischen Systemen sind. Nur „Teil der Schöpfung zu sein“ wäre ein wichtiger erster Schritt der Selbsterkenntnis.
Dieser Klartext ist der aktuellen Ausgabe von |transkript entnommen.